Kastration/Sterilisation

Ein Thema, das die Hunde- und Katzenwelt polarisiert.

Mein Ansatz dazu ist, Kastrationen sind weder „richtig“ noch „falsch“, allerdings bin ich der Meinung, dass bei weitem zu oft und zu früh kastriert wird.

Es gibt manchmal gute Gründe für Kastration, aber ein Tier vor oder während der Pubertät zu kastrieren, ist ein massiver Eingriff nicht nur in die körperliche, sondern auch in die geistig-seelische Entwicklung. Es erleichtert den Menschen manches, aber das darf nicht ausschlaggebend sein.

Der bekannte Verhaltensbiologe Udo Gansloßer und die mit ihm zusammen arbeitende Tierärztin Sophie  Strodtbeck betreiben Aufklärung zum Thema Kastration, und ich kann mich ihnen in vielerlei Hinsicht anschließen. Informationen zu ihnen und ihrer Arbeit sind im Internet und in Fach-Zeitschriften umfassend zu finden.

Die durch Kastration bewirkte Neigung zum Muskelabbau und Fettansammlungen und damit verbundene gesundheitliche Probleme können natürlich durch Ernährung und Bewegung beeinflusst werden, auch wenn vielen Menschen die entsprechende Konsequenz schwerfällt. Auch die Auswirkungen auf das Fell (es wird rauher und weniger glänzend) sind eher nicht als maßgeblich anzusehen für die Entscheidung „Kastration ja oder nein“.

Gerade neulich sprach ich mit einer Tierärztin darüber (nachdem mein Rüde Milao sterilisiert wurde, nicht kastriert, also lediglich unfruchtbar gemacht wurde, ohne dass Geschlechtsorgane entfernt wurden, da seine ebenfalls unkastrierte Schwester Meralla ebenfalls bei mir lebt und ich nicht riskieren wollte, dass in einer Sekunde meiner Unaufmerksamkeit „etwas passiert“). Das Argument vieler Tierärzte und Tierschützer, vor der Pubertät Hündinnen zu kastrieren, um der Bildung von Mamma-Tumoren (Geschwulste an der Gesäugeleiste) im fortgeschrittenen Alter vorzubeugen, widerlegte sie insoweit, als ein recht hoher Prozentsatz dieser Tumore gutartig ist und im Grunde keiner Behandlung bedürfen.

Natürlich bleibt das Problem der möglichen Gebärmutterentzündungen. Deswegen frühzeitig die Gebärmutter und/oder die Eierstöcke zu entnehmen, ist zumindest fragwürdig. Da sind wir im Bereich dessen, was in USA momentan recht verbreitet ist – viele Frauen lassen sich jung die Brüste amputieren, damit kein Brustkrebs entwickelt wird.

Und natürlich sollte eine unkastrierte Hündin sorgsam beobachtet werden auf die Anzeichen von Gebärmutter-Entzündung hin. Eine natürliche gesunde Ernährung hat einen nicht unerheblichen Einfluss darauf und sollte selbstverständlich sein.

Es nützt nichts, wenn Hündinnen kastriert werden zur Krebs-Prophylaxe, wenn ansonsten keine krebsvorbeugenden Maßnahmen ergriffen werden. Falls ein Körper eine Krebs-Disposition hat, werden die Tumore mit hoher Wahrscheinlichkeit an anderen Organen auftreten. Immer mehr Hinweise gibt es darauf, dass die jährlichen Impfungen ebenfalls die Krebsneigung verstärken. Immer mehr Studien bestärken die Meinung, die mittlerweile selbst viele Tierärzte unterstützen, dass es absolut nicht notwendig ist, die Impfungen bei Tieren jährlich zu wiederholen.  Darauf gehe ich in absehbarer Zeit in einem gesonderten Bericht ein.

 

Grundsätzlich kann ich nicht unterstützen, dass Kastration angewandt wird, um Tiere „anzupassen“. Was bei Hündinnen eh genau den gegenteiligen Effekt haben kann. Wenn die weiblichen Hormone das auch in ihnen vorhandene Testosteron nicht mehr überwiegen, kann ein mögliches aggressives Verhalten noch verstärkt werden.

Und von vielen Rüden ist bekannt, dass Aggressionen auch nach der Kastration nicht weniger häufig vorkamen. Immer wieder erzählen mir Kund/innen, dass der Versuch der chemischen Kastration mittels Hormon-Chip bei ihrem Rüden lediglich bewirkte, dass er unsicherer wirkte, die Verhaltensweisen, die durch eine Kastration gemildert werden sollten, traten  in ebensolchem  Maße wie vorher auf.

Wie gesagt, ich bin nicht grundsätzlich gegen Kastration, möchte lediglich ein Bewusstsein dafür wecken, dass nur dann zu diesem Mittel gegriffen wird, wenn es unumgänglich nötig ist, und nicht, weil es bequemer für den Menschen ist.

Tierschützer argumentieren natürlich damit, dass die Streunertiere sich ins Unermessliche vermehren würden, wenn nicht kastriert wird. Auch darauf geht Günther Bloch in seinem Buch „Die Pizza-Hunde“ sachlich ein und kann dies nicht bestätigen, und er spricht Studien in der Türkei an. Dort wurde sterilisiert statt kastriert, um das Gruppengefüge der Rudel nicht nachhaltig und sehr stressbeladen für die betroffenen Hunde zu zerstören. Kastrierte Tiere werden sehr gemobbt von den unkastrierten Mitgliedern der Rudel, und auch hierzulande kennen dieses Problem viele Menschen, zu denen ein kastrierter Rüde gehört.

Auch ich bin dieses Thema früher zu unkritisch angegangen und habe kastrieren lassen, ohne zu erwägen, ob es auch ohne diese Entscheidung gegangen wäre,  und ich bin dankbar, dass ich von jedem Tier etwas darüber lernen durfte und sie mich behutsam, aber nachdrücklich darauf aufmerksam machten, dass es immer auch andere Seiten einer Überzeugung gibt.

 

 

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